Das Nibelungenlied (German Edition) by Fühmann Franz

Das Nibelungenlied (German Edition) by Fühmann Franz

Autor:Fühmann, Franz [Fühmann, Franz]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Hinstorff Verlag
veröffentlicht: 1998-12-31T23:00:00+00:00


Wie Siegmund wieder nach Hause reiste

Der swéher Kríemhildegie dâ er si vant.

er sprach zer küneginne:»wir suln in unser lant.

wir wæn’ unmære gestebî dem Rîne sîn.

Kriemhilt, vil liebiu vrouwe,nu vart ir zuo den landen mîn.

Als König Siegmund genesen war, ließ er sich bei Kriemhild melden und sprach zu ihr: »Wir wollen heimziehen! Hier am Rhein sind wir ungebetene Gäste! Kriemhild, vielliebe Tochter, reist mit mir nach den Niederlanden! Ihr sollt die Untat Eurer Sippe nicht büßen müssen. Es soll mit Euch gelten, wie es war: Ihr werdet Königin bleiben, und Land und Krone und alle Nibelungen seien Euch wie bisher untertan. Ich tue es um Siegfrieds willen!«

Kriemhild neigte zum Einverständnis ihr Haupt.

Da rüsteten Siegmunds Herren mit Macht zur Reise aus dem Land des Todfeinds, und die Kammerfrauen der Schmerzensreichen packten ihre Kisten und ihren Kram.

Kriemhilds Brüder aber rieten ihrer Schwester sehr, bei ihrer Mutter Ute am Rhein zu bleiben. Dagegen wehrte sich Kriemhild lange. Sie sagte: »Wie könnte ich den immer vor Augen haben, der mir armem Weibe so schwarzes Leid angetan!« Da sagte Giselher: »Du hast auch an deine Mutter zu denken! Sie braucht dich. Ich will für dich sorgen; keinem andern als mir sollst du je danken müssen!« Kriemhild aber sprach: »Ich kann nicht. Ich müßte sterben, wenn ich Hagen sähe.« Dann sprachen Gernot und Frau Ute mit ihr. Gernot sagte: »Liebste Schwester, was willst du in den Niederlanden unter den Fremden? Du hast dort keinen einzigen Verwandten. Im Elend hält es niemand lang aus! Bleibe bei den Deinen, das wäre das beste für dich!« Auch ihre Mutter Ute bat sie sehr. Da versprach Kriemhild zu bleiben.

Indes war Siegmund schon reisefertig, und Kriemhilds Zelter wartete schon gesattelt im Hof, und ihre Habe war längst verladen. Da sagte Kriemhild, sie wolle in Burgund bleiben. Da bat Siegmund sie ein zweites Mal: »Zieht mit mir! Ich will es Euch nicht entgelten lassen, daß Eure Sippe meinen einzigen Sohn erschlug. Ihr sollt die Krone tragen über all den Meinen! Ich tue es um Siegfrieds willen!«

Doch Kriemhild erwiderte: »Meine Sippe ist nun einmal in Burgund, und ich gehöre zu ihr. Das Schicksal hat mich mit ihr verbunden. Meine Angehörigen teilen meinen Schmerz und wollen mir wohl!« Da war König Siegmund von Herzen betrübt, und er schied voll Wehklagen von Kriemhild. »Erst jetzt sehe ich mein Leid bis zum Grund!« rief er aus. Die Nibelungen weinten. »Weh diesem Fest«, sprach König Siegmund, »nie wurde ein König mit seinen Leuten zu solch einem Unheil geladen! Burgund wird uns nie mehr erblicken!« Die Nibelungen aber sagten: »Vielleicht kommen wir wieder. Der Mörder unsres Herrn hat auch hier viele Feinde. Wir sind bereit, wenn man uns ruft!«

Dann küßte Siegmund Kriemhild zum Abschied und ritt in sein Land. Mit ihm ritten die Nibelungen. Sie hatten sich von König Gunther weder Geleit noch Schutz erbeten, und sie nahmen auch von niemandem Abschied. Da suchten Gernot und Giselher König Siegmund in seinem Quartier auf und sprachen: »Gott im Himmel weiß, wir sind nicht schuld an Eures Sohnes Tod, und wir wissen auch hierzulande niemand, der ihm feind war.



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